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    HERR, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.

    Psalm 104

„Wir brauchen keine Kirche der Bedenken, sondern eine, die ermöglicht“

Weihbischof Rolf Lohmann

Die Auferstehung Jesu Christi hat Weihbischof Rolf Lohmann mit zahlreichen Gläubigen in der Osternacht in der Wallfahrtskirche in Marienbaum sowie am Ostersonntag im Xantener St.-Viktor-Dom gefeiert. Es gehe in dieser Nacht um das Leben, sagte er, stellte dann aber die Frage, was es denn für ein Leben sei, wenn man an die Menschen in der Ukraine denke oder jene, die in der Türkei und Syrien vom Erdbeben betroffen sind. „Was ist mit den Flüchtenden überall auf der Welt – wie stark betrifft es uns, wenn das Mittelmeer dabei zur Todeszone verkommt?“, fragte der Weihbischof.

Ostern könne Antworten geben. Jesus sei stets einen Weg gegangen, der ausschließlich dem Leben der Menschen gedient hat. „Gerade dem hilflosen Leben, dem Leben am Rand, dafür hat er alles gegeben, vor allem Beispiele, die uns zeigen, wie wir dem Leben dienen können, worauf es wirklich ankommt“, erklärte Lohmann. Man könne jedoch den Eindruck haben, dass „unsere Kirche das mitunter vergessen hat, was es heißt, dem Leben zu dienen. Formalismus, Katechismus alleine dienen nicht dem Leben. Da muss schon mehr kommen. Wir brauchen keine Kirche der Bedenken, sondern eine, die ermöglicht“, forderte der Weihbischof und erinnerte an den Synodalen Weg. Dort könnten, sowohl in Deutschland als auch auf Weltebene, Weichen gestellt werden, damit deutlich werde, dass die Kirche dienen will. „Und zwar dem Leben, wie es sich abspielt, mit allen Höhen und Tiefen, mit allen Fragen und Zweifeln, mit allem Auf und Ab, wie es die meisten von uns erleben“, sagte Lohmann. Der Synodale Weg wolle Reformen „nicht um der Reformen willen, er will sich auch nicht dem Zeitgeist anpassen, er will der Lebenswirklichkeit und auch der Glaubenswirklichkeit Raum geben und dem Evangelium vom Leben zum Durchbruch verhelfen.“ Das sei jedenfalls sein Ansatz, erklärte Weihbischof Lohmann.

Mit Blick auf die Ostergeschichte und die Jünger, die die frohe Botschaft von der Auferstehung verkünden sagte er: „Hier kommen wir ins Spiel - die Botschaft zu bezeugen, mit unseren Mitteln und Möglichkeiten, aber auch hinein in die Wirklichkeit unserer Zeit und unseres Lebens. Hier soll sie platziert werden, gelebt werden, geglaubt werden. Und dann wird sich zeigen, wie lebendig und dynamisch dieser Glaube ist oder eben wie zaghaft, ängstlich, zurückgezogen, einigelnd. Wir brauchen die neue Weise, die alte hat ausgedient, sie trägt nicht mehr. Seelsorge aus den 1970er- und 1980er-Jahren, die vielen so lieb war und die viele sich irgendwie zurücksehnen, das wird nicht funktionieren, das wird nicht gehen. Nein: wir brauchen von Ostern her ein Neu-Werden, eine Wandlung in Richtung Wahrhaftigkeit, Echtheit, Authentizität, aber eben auch in Richtung der vielen Menschen, die uns nicht mehr glauben, die sich zurückgezogen haben. Das ist die größte kirchliche Gruppe, mit der wir zu tun haben.“

Er forderte die Gemeinde auf, mit diesen Menschen ins Gespräch zu kommen und zu fragen, wie sie sich Christsein und Kirche vorstellen. „Ich bin mir sicher“, erklärte Lohmann, „dass es eine Fülle von guten Anregungen geben wird, die uns weiterhelfen können, den Glauben an den gekreuzigten und auferstandenen Christus lebendig zu bezeugen und auszutauschen.“ Ostern helfe den Menschen, sich neu auszurichten. Der Glaube bleibe nicht ein Abstraktum, sondern werde gelebt, bezeugt und weitergetragen. „Uns ist er Hilfe und Stütze für unser manchmal angeschlagenes und verwundetes Leben; gleichzeitig fordert er uns auf, am Reich Gottes mitzuarbeiten und damit an einer verwandelten, besseren, friedlicheren Welt“, sagte der Weihbischof.

Text: Bischöfliche Pressestelle
Foto: Bischöfliche Pressestelle
09.04.2023