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    Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.

    Apostelgeschichte 2,1-47

Französischer Reliquiar-Retter besucht erstmals Kevelaer

Wallfahrtsrektor Stefan Dördelmann (links) freut sich mit Norbert Vogelgesang über die Rückkehr des Reliquiars nach Kevelaer.

Als Norbert Vogelgesang gemeinsam mit Wallfahrtsrektor Stefan Dördelmann die Sakramentskapelle in Kevelaer betritt und zu seiner Linken einen silber-goldenen Reliquienschrein in Form eines Armes und einer Hand entdeckt, blitzt es kurz in seinen Augen. Er atmet ein, verharrt kurz, dann huscht ein schon fast befreit wirkendes Lächeln über sein Gesicht. „Da ist es wieder“, sagt er schließlich mit einem feinen, kaum hörbaren französischen Akzent.

Auch Dördelmann steht die Freude ins Gesicht geschrieben: „Endlich können wir das Reliquiar mit Reliquien des Heiligen Petrus Canisius wieder zeigen“, sagt er. Das Kunstwerk hat eine wahre Odyssee hinter sich, ohne Vogelgesang wäre es wahrscheinlich nie in den niederrheinischen Wallfahrtsort zurückgekehrt. Den Ort, an dem 1854 der Canisius-Orden durch den späteren Bischof Johann Bernhard Brinkmann gegründet worden ist.

Rückblende: Es war der Oktober 2017, als Unbekannte das Reliquiar am helllichten Tag aus der Sakramentskapelle stahlen. Seither war es spurlos verschwunden. Bis vier Jahre später Norbert Vogelgesang, Autor und Kunstsammler aus dem französischen Landonvillers, auf eine Kunstauktion in einem kleinen Städtchen aufmerksam wurde. Noch in der Nacht recherchierte er, dass es das gestohlene Reliquiar aus Kevelaer war. Nach Mailwechseln und Telefonaten gelang es ihm, ausgestattet mit einer Vollmacht des Bistums, das Reliquiar sicherstellen zu lassen. Weitere Monate vergingen, bis die Behörden es für die Rückkehr nach Deutschland freigaben, auch dank guter Kontakte und des unermüdlichen Einsatzes von Kunstkenner Vogelgesang.

Professor Thomas Flammer, Leiter der Abteilung Kunst und Kultur im Bischöflichen Generalvikariat, nahm das Reliquiar damals in Empfang. „Es ist nach seiner Rückkehr aufgearbeitet worden, das war aber kein großer Aufwand“, sagt er. Und so ist es nun wieder zurück in der Sakramentskapelle – sicher vor Diebstahl geschützt, wie Dördelmann betont. Schon unmittelbar nach der Sicherstellung hatte die Wallfahrtsleitung den Reliquiar-Retter Vogelgesang nach Kevelaer eingeladen, zur Wallfahrtseröffnung nahm er diese Einladung nun an. „Das ist ein besonderes Gefühl, hier zu sein und es war ein sehr besonderer Gottesdienst. Es kommt mir fast ein wenig wundersam vor, wie das alles geschehen ist“, erzählt er. „Was ich hier gerade erlebe, das kann man gar nicht in Worte fassen, es ist wie ein Gottesgeschenk.“ Bestimmt werde das nicht sein letzter Aufenthalt in Kevelaer sein, ist er sich sicher.

Das Petrus-Canisius-Reliquiar ist übrigens nicht der einzige Kunstgegenstand, der in diesen Tagen aus Frankreich zurück nach Kevelaer kommt. Zum Requiem, das der Knabenchor am Freitag, 9. Mai, in der Basilika zum Gedenken des Kriegsendes vor 80 Jahre aufführt, wird Dördelmann zwei Holzfiguren in Empfang nehmen, die bis zum Kriegsende Teil der Orgelverkleidung waren. Dördelmann: „Der Vater der Damen, die uns die Figuren bringen, war damals als französischer Soldat in Kevelaer stationiert und in der Basilika untergebracht. Es muss so bitterkalt gewesen sein, dass die Soldaten auf der Empore Teile der Holzverkleidung verbrannten. Der Soldat, dessen Angehörige nun nach Kevelaer kommen, wollte aber die Heiligenfiguren vor dem Feuer bewahren und hat sie mitgenommen. Er ist schon lange verstorben, seine Angehörigen haben sich vor einiger Zeit bei uns gemeldet, weil sie denken, dass die Figuren zurück nach Kevelaer gehören.“

Welche Heiligen dargestellt sind und in welchem Zustand die Kunstwerke sind, weiß der Wallfahrtsrektor noch nicht, bislang kennt er sie nur von Fotos. Daher weiß er auch nicht, wo sie einst standen. „Das ist aber gar nicht so wichtig“, findet er, „ich finde es einfach ein tolles Zeichen, dass sich 80 Jahre nach Kriegsende noch immer solche Geschichten ereignen und die Menschen aufeinander zugehen.“

Text: Bischöfliche Pressestelle
Foto: Bischöfliche Pressestelle/Christian Breuer
02.05.2025