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    HERR, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.

    Psalm 104

Diözesanrat stellt Weichen für Pastorale Räume

Der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, wird im Mai entscheiden, wie die Zuordnungen der derzeit 207 Pfarreien zu den künftigen knapp 50 Pastoralen Räumen im Bistum Münster aussehen werden. Am 21. April stellten auf der Sitzung des Diözesanrates Daniel Gewand, Geschäftsführer des Prozesses zur Entwicklung pastoraler Strukturen im Bistum Münster, und Dr. Markus Wonka, Leiter der Abteilung Seelsorge/Seelsorge-Personal im Bischöflich Münsterschen Offizialat, die Empfehlungen der Steuerungsgruppe des Prozesses dem obersten synodalen Mitwirkungsgremium der Diözese und dem Bischof vor. Der Diözesanrat empfahl dem Bischof, die territorialen Zuordnungen so umzusetzen, wie die Steuerungsgruppe es empfiehlt. Die Pastoralen Räume werden am 1. Januar 2024 kirchenrechtlich errichtet werden. Weiteres Thema der Sitzung war unter anderem der Synodale Weg.

Daniel Gewand und Markus Wonka erläuterten, dass den nun ausgesprochenen Empfehlungen zu den Pastoralen Räumen ein intensiver Gesprächs- und Beteiligungsprozess des Bistums mit den Pfarreien vorausgegangen sei. Häufig habe es positive Voten der Pfarreien zu den Vorschlägen der Bistumsleitung gegeben. In einigen Fällen wurden Alternativvorschläge gemacht, die von der Steuerungsgruppe als möglich angesehen wurden und nun so zur Umsetzung empfohlen werden. Größere Kontroversen oder nicht miteinander vereinbare, unterschiedliche Vorstellungen vor Ort habe es nur selten gegeben. Auch dort seien nun aber Lösungen, zum Teil auch in Form von Kompromissen, gefunden worden, führten Gewand und Wonka aus und gingen auf fünf besondere Situationen ein.

Recklinghausen/Herten
Die Bistumsleitung hatte sich dafür ausgesprochen, die Pfarreien in Recklinghausen und Herten zu einem Pastoralen Raum zusammen zu führen. Während die Hertener Pfarreien dem Vorschlag zustimmten, lehnten die Recklinghäuser Pfarreien diesen ab und sprachen sich für den Pastoralen Raum Recklinghausen aus. Der Vorschlag der Steuerungsgruppe sieht nun so aus, die fünf Pfarreien St. Antonius Herten, St. Martinus Herten, Liebfrauen Recklinghausen, St. Antonius Recklinghausen und St. Peter Recklinghausen zum 1. Januar 2024 nicht zu einem Pastoralen Raum zusammenzuschließen. Das soll spätestens im Laufe des Jahres 2028 erfolgen. Es wird ein Runder Tisch gegründet und ein von einer externen Person moderierter Gesprächsprozess zwischen Verantwortlichen der Pfarreien in Recklinghausen und Herten gestartet. In diesem Rahmen soll überlegt und erörtert werden, wie ein Prozess gestaltet werden kann, der zum Ziel hat, einen gemeinsamen Pastoralen Raum Recklinghausen/Herten zu gründen.

Münster
In Münster soll es nach der Empfehlung der Steuerungsgruppe künftig drei Pastorale Räume geben. Die Pfarrei St. Liudger, in der es derzeit keinen Pfarreirat als entscheidendes Gremium der Mitverantwortung vor Ort gibt, wird aktuell keinem Pastoralen Raum zugeordnet. In den kommenden fünf  Jahren soll ein Pfarreirat gewählt werden und ein Prozess zur Zuordnung zu einem der drei Pastoralen Räume durchgeführt werden.

Emmerich/Kleve
Die Steuerungsgruppe empfiehlt, die Zuordnung der Pfarreien zu den beiden vorgesehenen Pastoralen Räumen in diesem Gebiet so vorzunehmen, dass der Rhein künftig die Grenze zwischen den beiden Pastoralen Räumen bilden wird. Die Steuerungsgruppe folgt damit der Empfehlung des Regionalteams und der Mehrheit der eingereichten Voten der gewählten Gremien der Pfarreien.

Selm/Cappenberg
Es gibt zwischen Selm und Cappenberg unterschiedliche Vorstellungen, welchem Pastoralen Raum Selm künftig zugeordnet werden soll. Die Steuerungsgruppe folgt dem Votum der gewählten Gremien der Pfarrei St. Ludger Selm. Die Pfarrei möchte einen Pastoralen Raum gemeinsam mit Nordkirchen, Olfen, Lüdinghausen und Senden bilden.

Bad Zwischenahn
Die Zuordnung soll entsprechend dem Votum aus der Pfarrei zum Pastoralen Raum Oldenburg-Delmenhorst erfolgen. Diesem Vorschlag hatte sich das Bischöfliche Münstersche Offizialat zuvor schon angeschlossen.

In der Diskussion stellten Mitglieder des Diözesanrates insbesondere in Frage, warum die Pfarrei St. Liudger in Münster erst in fünf Jahren einem Pastoralen Raum zugeordnet werden soll. Der Diözesanrat empfahl dem Bischof, die Zuordnung der Pfarrei zu einem Pastoralen Raum zu verkürzen. Die Empfehlungen der territorialen Zuordnungen der Pfarreien zu den künftigen Pastoralen Räumen sind veröffentlicht auf: www.bistum-muenster.de/strukturprozess.

Weiteres Thema auf der Sitzung des Diözesanrates war der Synodale Weg, der Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland, der im März mit der fünften Synodalversammlung zu Ende gegangen war. Bischof Genn blickte darauf zurück und erinnerte an den Ausgangspunkt des Prozesses und seine Zielsetzung, nämlich durch Veränderungen sexuellen Missbrauch im Raum der Kirche zu verhindern. „Es war richtig, dass wir diesen Weg gegangen sind“, sagte der Bischof. Zugleich räumte er Fehler ein. Insbesondere sei es nicht gelungen, in Rom und gegenüber der Weltkirche deutlich zu machen, „was wir wollen und worum es uns auf dem Synodalen Weg geht“. Das gelte etwa auch im Blick auf den vorgesehenen Synodalen Rat. In Rom gebe es hier die Sorge, die deutschen Bischöfe würden „ihre Letzt-Verantwortung für Glaube, Sitte und Recht abgeben wollen.“ Darum gehe es aber gar nicht. Ziel sei es vielmehr, einen guten Weg des Miteinanders von Bischöfen und Nicht-Bischöfen zu finden. „Ich sage Ihnen zu, wir gehen im Bistum Münster den weiteren Weg gemeinsam, und ich gehe ihn gemeinsam mit Ihnen“, sagte der Bischof den Mitgliedern des Diözesanrates zu.

Einen Rück- und Ausblick zum Synodalen Weg gaben auch Brigitte Lehmann und Ulrich Vollmer, die beiden Vorsitzenden des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Münster, gemeinsam mit Jutta Rademacher, Mitglied des Diözesanrates. Wie der Bischof, so erinnerte auch Brigitte Lehmann daran, dass am Anfang des Synodalen Wegs das „furchtbare Erschrecken über sexuelle Gewalt und geistlichen Missbrauch in unserer Kirche“ gestanden habe. Noch immer sei der Vertrauensverlust enorm. „Deshalb bedarf es einer radikalen und ganzheitlichen Erneuerung unserer Kirche“, betonte sie. Sie warb dafür, gerade auch in den Pfarreien vor Ort mutig zu sein und konkrete Wege der Erneuerung zu gehen. Ulrich Vollmer sagte, dass im Rahmen des Synodalen Wegs „fundiert und leidenschaftlich“ diskutiert worden sei und Beschlüsse gefasst worden seien. Vieles sei beeindruckend gewesen: etwa die gute Zusammenarbeit mit vielen Bischöfen, das Engagement aller Beteiligten, gerade auch der jungen Menschen, die zahlreichen Glaubenszeugnisse, der lange Atem in den Beratungen und die Stimmen der Weltkirche.

So habe der Synodale Weg auch, wie Brigitte Lehmann sagte, durchaus einiges erreicht: „Das Ergebnis ist häufig ein Kompromiss, mit dem beide Seiten vielleicht nicht zu 100 Prozent zufrieden sind. Aber genau darin liegt der eigentliche Wert des Aufeinander-Zugehens“, betonte sie. Sie stellte in Aussicht, dass sich der Diözesanrat weiter mit den Texten der verschiedenen Foren des Synodalen Wegs befassen werde. Im Juni sollten zudem erste Eckpunkte für einen Synodalen Rat im Bistum Münster vorgestellt werden. Ulrich Vollmer machte abschließend die Notwendigkeit deutlich, bei der klaren Linie des Synodalen Wegs zu bleiben. „Die Zeiten von Intransparenz und Doppelmoral in der katholischen Kirche müssen endlich der Vergangenheit angehören“, sagte er. Bei vielen Gläubigen gebe es eine große Ungeduld insbesondere im Blick auf die Beteiligung des Gottesvolkes an Beratungen und Entscheidungen zur Zukunft der Kirche, hinsichtlich der Rechte von Frauen in der katholischen Kirche und bezüglich der künftigen Rolle der Priester in den Gemeinden. Ulrich Vollmer: „Synodalität ist ein herausfordernder und ständiger Prozess, in dem auch wir alle unsere Geistesgaben, Überzeugungen und Kompetenzen einbringen können. Wir haben eine große Verantwortung, unsere Kirche nicht einfach dem Verfall zu überlassen. Es geht darum, die wesentliche Botschaft des Christentums in unsere Zeit zu übersetzen. Unsere Kirche muss geschlechtergerecht und machtsensibel sein.“ An erster Stelle müsse dabei der spirituelle Kern des Glaubens stehen, ohne den alles andere „hohl und leer“ bleibe.

Text: Bischöfliche Pressestelle
Foto: Bischöfliche Pressestelle
21.04.2023