Samstags ist Markt in Münster. Wer aber mit der Leeze oder zu Fuß von der Überwasserkirche Richtung Domplatz wollte, schaute verwundert oder blieb gleich direkt dort. Weiße Pagodenzelte, zwei große Bühnen, ein Rasen mit tausend Plüsch-Ziegen und allerlei Informationen, Bildungsideen, Reisen oder Mitmachaktionen verhießen einen ganz besonderen „Markttag“. Denn das Kolpingwerk war mit seinem großen Kolpingtag (02.09.) mitten im Zentrum des Diözesanverbandes Münster.
Aus dem gesamten Bistum reisten die Kolpinger von Oldenburg, aus den Münsterlandkreisen und vom Niederrhein mit Bussen, Zug, Rädern oder Fahrgemeinschaften an. Die weiteste Anreise allerdings hatte die Delegation aus dem befreundeten Kolping-Partnerverband Moldau / Rumänien.
In ihrer kurzen Begrüßung luden Diözesanvorsitzender Harold Ries und Geschäftsführer Uwe Slüter ein „die Vielfalt des Kolpingwerkes zu erleben“. Sie verwiesen auf das Kolpingtags-Motto „Wirkt.Wir.Hier.Jetzt." als Schlagworte für Engagement in Kirche und Gesellschaft. Bei allem Frohsinn schallte unter lautem Applaus auch ein klares und lautes Statement durchs Mikro: „Wir sagen ‚NEIN‘! Zu Rechtspopulismus und -extremismus grenzen wir uns ganz deutlich ab!“
Dann hieß es „Bühne frei!“ für den Reigen der Künstler:innen und Diskutanten. Mit erfrischend vorgetragenen Friedensliedern zum Zuhören und Mitsingen eröffneten die 47 Kinder der ChorSingSchule aus Telgte unter Leitung von Propsteikantor Michael Schmitt-Prinz den Kolpingtag.
Ein Höhepunkt war der Besuch von Svenja Schulze, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Beim „Steindorf kocht…“ ließen sie und MdB Stefan Nacke sich viel Persönliches und Interessantes aus ihrer politischen Arbeit entlocken. Trotz reger Gespräche gelang es den beiden, mit Unterstützung von Ralf Steindorf für ihre zahlreichen Zuhörer eine leckere Erbsensuppe zu kochen.
Die Ministerin nahm sich noch viel Zeit. Mit Handwerkskammerpräsident Hans Hund sowie Vizepräsident Bernhard Blanke besuchte Ministerin Schulze den Stand des Diözesanfachausschusses „Internationalität und Eine Welt“. Dort zogen tausend Plüsch-Ziegen die Blicke auf sich. Die Idee, per Würfelspiel oder Spenden eine der niedlichen Ziegen zu ergattern, wurde mit gesammelten 1.805 Euro zum großen Erfolg. Nun können sich viele Familien in Afrika eine Ziege für 40 Euro kaufen, die mit ihrer Nahrungskette durchaus für etwas Wohlstand und sogar Schulgeld sorgt.
Die Qual der Wahl bei so vielen Angeboten
Bei bestem Wetter flanierten unzählige Besucher:innen entlang der vielen Pagoden, genossen das Wiedersehen mit Kolping-Freunden. Sie informierten sich in den Zelten der Diözesanfachausschüsse über die vielen neuen Anregungen für die Kolpingarbeit oder die Unterstützungsangebote aus der Diözesangeschäftsstelle in Coesfeld. Manch‘ einer bekam Lust, sich im Ferienland Salem am Kummerower See als Familie oder Großeltern in den Herbstferien eine Auszeit zu gönnen. Das Kolping-Bildungswerk präsentierte sich mit seinen vielen Betätigungsfeldern sowie den allgemeinen und berufsbildenden Weiterbildungen.
Künstler, Zauberer, Poetry-Slam und Musiker wussten das Publikum in ihren Bann zu ziehen und erhielten oftmals Zwischenapplaus. So auch die Kolping-Funken aus Goch mit ihren Tänzen zum Abba-Medley auf choreografisch hohem Niveau.
Zu den Kernthemen des Kolpingwerkes - Bildung, Glaube, Familie, Ehrenamt - diskutierten als Gäste u. a. Hans Hund (HWK-Präsident), Matthias Goeken und Dagmar Hanses (beide MdL und Leitungsteam im Landesvorstand Kolping NRW) und Dr. Timo Mersmann (Kolping-Berufskolleg Münster) mit Kolpingmitgliedern.
Ihr Heimrecht konnte die „3UnEinigkeit“ mit einem begeisternden Auftritt verbuchen. Denn die Solo-Kabarettisten Markus von Hagen, Christoph Tiemann und Urs von Wulfen haben sich beim Kolpingtag 2017 kennengelernt. Nun lieferten sie sich zu Dritt in der vollbesetzten Aula mit einem ausgefeilten Rundumschlag zu kirchlichen Sonderbarkeiten ein kabarettistisches Wortgefecht, das nach Wiederholung ruft.
Im Zelt der Kolpingjugend stellte sich der Projekt-Arbeitskreis „KINDERarMUT“ vor. Für’s Zuhören gab’s ein Slush-Eis in Kolpingfarben. Diskutiert wurde zum Thema „Glaubst du noch oder zweifelst du schon? - Junge Menschen und Kirche, passt das eigentlich noch?“
Familien mit Kindern zog es zur Plaketten-Schmiede, Edelsteinsuche oder „Kolping für Kinder erzählt“. Wer wollte nicht mal von einer großen Seifenblase umhüllt werden oder seine Kräfte beim Bungee Run oder Spider Web messen.
Festival-Stimmung mit „Randale“ unter’m Turm
Jedoch beim ersten Soundcheck der Kinderrockband „Randale“ gab es für die vielen Kinder kein Halten mehr. Mit kindgerechten aber durchaus kritischen Texten brachten die Bielefelder Profimusiker mit einer Rockparty auf der Bühne unter dem Turm der Überwasserkirche ihre jungen Fans zum Tanzen und die „musikerziehungsberechtigten“ Eltern wippten mit.
Text: Rita Kleinschneider/Kolpingwerk Diözesanverband Münster
Fotos: Kolpingwerk
04.09.2023