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    Denn für Gott ist nichts unmöglich.

    Lk 1,37

„Auch, wenn ich nicht mehr weiß, wer ich bin, kennt Gott meinen Namen“

Woche für das Leben widmet sich Menschen mit Demenz

Weihbischof Rolf Lohmann (links) und Superintendent Hans-Joachim Wefers leiteten gemeinsam das Abendgebet zum Ende der „Woche für das Leben“ im Xantener Dom.

Mit einem ökumenischen Abendgebet im Xantener Dom ist die diesjährige „Woche für das Leben“ zu Ende gegangen. Die bundesweite Aktion der evangelischen und katholischen Kirche stand in diesem Jahr unter dem Motto „Mittendrin – Leben mit Demenz“. Das Abendgebet in Xanten wurde von Weihbischof Rolf Lohmann und Superintendent Hans-Joachim Wefers geleitet und musikalisch gestaltet durch die Gruppe „Grubido“ unter Leitung von Stephan Billen.

In seiner Predigt ging Weihbischof Lohmann zunächst auf den Heimat-Begriff ein. „Wo sind Sie zu Hause? Das ist eine Frage, in der wesentlich mehr mitschwingt als das, was eine Meldeadresse auszudrücken vermag: Wo haben Sie das Gefühl, zu Hause zu sein? Wo fühlen Sie sich angekommen, verwurzelt, sicher und geborgen? Wo gehören Sie hin? Mir fällt die Antwort auf die Frage, wo ich zu Hause bin, ausgesprochen leicht: Ich weiß, wo ich wohne, wo meine Wurzeln sind, wo ich hingehöre“, sagte Lohmann, um dann die Brücke zum Thema Demenz zu schlagen. „Wie muss sich ein Zuhause anfühlen, von dem ich nicht mehr weiß, dass es mein Zuhause ist?“, fragte er.

Dazu zitierte er eine Passage aus dem Buch „Der alte König in seinem Exil“, in dem der Journalist Arno Geiger über die Demenzerkrankung seines Vaters berichtet und in dem es auch darum geht, dass der Vater sich in seinem eigenen Haus nicht mehr zuhause fühlt. „Wie können wir in der Begegnung mit Demenzkranken diese Suche nach einem Zuhause begleiten? Können wir, jeder von uns als Christin und Christ, einen Weg aus dem Exil nach Hause aufzeigen?“, fragte Lohmann und verwies auf das Evangelium, in dem berichtet wird, wie Jesus und Maria zu Gast sind bei Marta. Dabei gehe es „um ein Zuhause für Jesus in Martas Haus“ – und nicht um den vermeintlichen Wettbewerb der beiden Schwestern, von denen die eine die Hausarbeit erledigt, während die andere zuhört. „Für Jesus muss ich nicht in Vorleistung treten und unbedingt der bessere Gastgeber sein wollen. Für ihn als Gast lebt das Zuhause von den Menschen, die für andere da sind, die sich mit tätigen Händen wie Marta und offenem Herzen wie Maria kümmern. Zuhause kann ich mich dort fühlen, wo ich aufgenommen werde – äußerlich wie innerlich“, erklärte der Weihbischof.

Das gelte auch für Menschen mit Demenz. Lohmann: „Können sich Menschen auch im Exil der Demenz zu Hause fühlen? Immerzu getrieben von Heimweh, obwohl Straße und Hausnummer bekannt sind? Ich weiß es nicht, aber ich möchte unser Vertrauen stärken, dass Menschen da sind, die bei aller ständigen, rastlosen Suche Halt geben mit tätigen Händen und offenem Herzen. Und Gott ist da, der jedem Menschen Halt gibt. Auch wenn ich nicht mehr weiß, wer ich bin, kennt Gott meinen Namen und kann mich mit meinem Namen ansprechen: ,Ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir‘.“

Text: Bischöfliche Pressestelle
Foto: Bischöfliche Pressestelle/Armin Fischer
10.05.2022
 

Matomo